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(Etwas zu) Luxuriös mit dem Zug von Bangkok nach Hua Hin

Heute ist ein lang ersehnter Tag: Wir fahren mit dem Zug von Bangkok nach Hua Hin im Süden. (Ganz und gar nicht nach Plan tun wir das jedoch in der klimatisierten 2. Klasse. Wieso? Erzähle ich Dir gleich.) In knapp vier Stunden werden wir die 200 Kilometer zum schicken Badeort am Golf von Thailand zurücklegen – und dabei den neuen Bahnhof von Bangkok und einiges mehr entdecken. Kommst Du mit?

Toll, dass Du mitkommst! Und das, obwohl der Wecker schon morgens um 6 Uhr klingelt. Wach bin ich jedoch schon vorher, weil ich es kaum erwarten kann: Die erste Zugfahrt mit der thailändischen Bahn. Wenn Du mich kennst, weißt Du, wie sehr ich Zugreisen liebe. (Du bist neu hier und kennst mich noch nicht? Auf dieser Seite stelle ich Dir den Reiseblog vor. Mehr über mich persönlich erfährst Du hier.) Natürlich will ich auch in Thailand unbedingt einmal Zug fahren und habe meine gesamte Reiseroute um den heutigen Tag herum geplant.

Vom edlen Hotel Boutique Poo-Yai Lee (absolute Empfehlung!) im Chatuchak-Viertel braucht das Grab-Taxi für die kurze Strecke zum Hauptbahnhof von Bangkok keine 10 Minuten. Die nagelneue Bang Sue Grand Station ist erst seit Januar 2023 in Betrieb. Etwas hibbelig bin ich schon: Schließlich habe ich noch kein Ticket und will es vor Ort am Schalter besorgen. Für die 3. Klasse kann man dies problemlos spontan machen – Holzklasse-Plätze gibt es quasi unbegrenzt. Behauptet zumindest das Internet. Doch es soll anders kommen …

Abenteuer am Ticket-Schalter: „Einmal von Bangkok nach Hua Hin, bitte!“

„410 Bath bitte“ verlangt die freundliche Lady am Schalter. „Moment mal,“ sage ich. „Ich möchte in der 3. Klasse fahren.“ Mit einem Klick löscht die Lady meine Buchung aus dem Kassensystem und teilt mir mit: Der Zug um 8:10 hat keine 3. Klasse, nur 2. Klasse-Plätze. Alternativ kann ich jedoch den Zug nehmen, der um 13:20 nach Hua Hin fährt.

Keine leichte Entscheidung: Über 5h im tiefgekühlten Bahnhof rumsitzen und warten? Oder den Traum von der Holzklasse aufgeben beziehungsweise verschieben? Es siegt die Vernunft. Und so buche ich das Zweite-Klasse-Ticket für umgerechnet 11,00 € und eile im Stechschritt in Richtung Gleis 8. Schließlich bleiben nur noch 20 Minuten bis zur Abfahrt nach Hua Hin.

Wenn Du meinen Fehler vermeiden möchtest: Auf thaitrainticket.com findest Du eine Übersicht über alle Zugverbindungen und welche Klassen es in jedem Zug gibt. Wenn da keine 1. oder 3. Klasse steht, gibt es keine. Falls es eine Klasse gibt, die Tickets jedoch schon ausgebucht sind, steht dort „Sold out“ (ausverkauft). Übrigens kosten die Tickets online nur 60 Bath (ca. 1,65 €) mehr, als vor Ort am Bahnhof. In Zukunft werde ich meine Zugfahrten deswegen vermutlich gleich übers Internet buchen. Ist dann halt furchtbar Deutsch und weniger abenteuerlich. 😉

Flughafen? Nö, Bahnhof!

Unfassbar, wie gut geordnet und übersichtlich hier alles ist. In Bangkoks Hauptbahnhof erinnert alles an einen Flughafen. Anders als an jedem europäischen Bahnhof, den ich bisher betreten habe. Natürlich ist der Bang Sue-Bahnhof auch a) ultra-modern und b) der größte Bahnhof in Südostasien. Vermutlich hinkt der Vergleich also deshalb ein wenig.

An jedem Gleis befindet sich ein eigener Wartebereich. Erst kurz vor Ankunft des Zugs ruft ein Bahn-Angestellter mit Megafon zur Schlangenbildung auf. In der Warteschlange werden alle Tickets kontrolliert – und erst dann dürfen wir die Rolltreppe betreten, die hinauf zum Bahngleis führt.

Am Zug angelangt begrüßt eine Zugbegleiterin uns Reisende: Sie checkt nochmal das Ticket und führt danach alle Fahrgäste an ihren Platz. (Das mit dem am Schalter zugesagten Fensterplatz hat wohl nicht so ganz gestimmt, aber „Mai pen rai“ – macht nix, ist halt so.)

Abfahrt in Bangkok um 08:10

Ich wünsche ich könnte viel von der Fahrt nach Hua Hin erzählen. Allerdings gleicht das Zugfahren in der thailändischen 2. Klasse stark einer Fahrt mit der Deutschen Bahn von vor ca. 20-30 Jahren. Vielleicht etwas klappriger und stärker klimatisiert. Dafür mit der Zugbegleiterin, die Kekse und Getränke verteilt. Kostenlos – wie im Flugzeug.

Auch ’n Keks?

Darüber bin ich ganz froh. Denn ich bin davon ausgegangen, dass in der 3. Klasse fliegende Händler ihr Essen anbieten und mich mit Leckereien versorgen. Nun sitze ich mit knurrendem Magen auf meinem Sitz. Natürlich ohne Reserve-Essen, nur mit einer halben Tüte Erdnüsse. Und einer Packung Kekse. Nuja, es sind ja nur 3 Stunden und 55 Minuten Zugfahrt bis Hua Hin.

Mein persönliches Highlight auf dieser Reise kann ich Dir jetzt schon verraten: Die Toilette ist nicht klimatisiert, das Fenster steht sperrangelweit offen. Dort zerzaust der warme Fahrtwind meine Locken und verlockt dazu, ein wenig die Nase rauszustecken. Wie könnte ich da widerstehen? Und was soll ich sagen: Wunderbar fühlt sich das an. Ein kleiner Vorgeschmack auf das Freiheitsgefühl einer Fahrt in der 3. Klasse. Hach hach hach.

Wenn Du lange genug suchst, findest Du auch in der 2. Klasse einen Hauch von Abenteuer und Freiheit.

Wer in thailändischen Zügen verhungert, ist anscheinend selbst schuld

Nach etwa zwei Stunden Fahrt nimmt die Zugbegleiterin bei einem Stopp zwei große Tüten mit Essenscontainern entgegen und beginnt, diese zu verteilen. Himmlischer Duft durchzieht das Abteil. Vorsichtig frage ich, ob sie vielleicht ein Essen übrig hat. Was es ist, interessiert meinen hungrigen Magen an diesem Punkt nicht einmal mehr. Hat sie zum Glück. Es sind leckere Nudeln mit irgendeiner Wurst, um die ich einfach herum esse. Für nur 20 Bath, etwa 0,55 €, bin ich wieder glücklich und zufrieden.

Und es war ja fast klar: Als ich mit meinen Nudeln fertig bin, wird das eigentliche Essen serviert. Reis, frittierte Makrele mit Chili und knusprige Reis-Knabbereien. Nuja, nächstes Mal weiß ich es besser und denke nicht mal mehr daran, dass ich in Thailand jemals verhungern könnte – egal ob im Zug, Flugzeug oder sonstwo …

Royale Ankunft in Hua Hin

Die Ankunft in Hua Hin übertrifft meine Erwartungen. Schon lange ist der Badeort am Golf von Thailand bei der hiesigen High Society beliebt. Auch die Königsfamilie unterhält dort einen Palast. Und genau deshalb wurde auch diese Bahnstrecke gebaut: Früher, zu Zeiten von König Rama VI., reiste der Hofstaat ganz modisch mit der Bahn von Bangkok nach Hua Hin. Eben genau wie Du und ich heute.

Entsprechend ist der 1925 erbaute Bahnhof einer der ältesten in Thailand. In klassischem Thai-Stil mit spitzen Dächern empfängt er Reisende mit Stil und Klasse. Die Innenräume der Bahnhofshalle sind mit rot und weiß lackierten Holzpanelen verkleidet. Bei so einem Empfang kann der Aufenthalt in Hua Hin ja fast nur königlich gut werden.

Bestens gelaunt rufe ich ein Grab-Taxi, das mich flux zu meiner neuen Heimat auf Zeit fährt: ein Apartment im schicken La Habana-Wohnkomplex direkt im Stadtzentrum von Hua Hin. Quasi direkt zwischen Zikadenmarkt und Strand.

Und vielleicht – ganz vielleicht – ergibt sich ja auf der Weiterreise durch Thailand ja doch nochmal eine Möglichkeit, in der Holzklasse zu fahren. Mal sehen. Allerdings halt nicht mehr auf der Zugstrecke von Bangkok nach Hua Hin.

2 Kommentare

  1. Danke für den wunderbaren Bericht. Glückwunsch zu der guten „Schreibe“. Es hat mir Spaß gemacht das zu lesen. Bitte mehr davon

    1. Hallöchen,
      tausend Dank für Dein Lob.

      Im Moment schreibe ich an einem Blogpost übers Zugreisen in Sri Lanka. Wenn Du darüber benachrichtigt werden möchtest, sobald neue Posts online gehen, kannst Du im Footer eine Benachrichtigung abonnieren.

      Herzliche Grüße aus Sri Lanka
      Monika

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