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Südtirol ‒ Völs am Schlern zwischen Törggelen und Burgromantik

Zuletzt war ich mit 11 Jahren in Südtirol. Damals begeistert vom Wandern mit meinem Opa und leidenschaftliche Ausmisthilfe im Stall. Seitdem bin ich nur auf dem Weg in den Italienurlaub durch die saftig Südtiroler Berglandschaft gefahren. 20 Jahre später geht es heute wieder nach Südtirol, genauer gesagt nach Völs am Schlern ‒ und ich bin sehr gespannt!

Völs am Schlern ‒ Erwartungen, Realität und mehr

Regen, Wind und grauer Himmel empfangen mich bei 11 Grad, als ich in Völs am Schlern eintreffe. Meine Unterkunft liegt mitten im Ort und stellt sich als Relikt aus den 1960er-Jahren heraus. Gut, dass ich vorhabe, viel draußen zu sein. 😉 Als ich am ersten Morgen aufwache, aus dem Fenster sehe und mit diesem Blick belohnt werde, weiß ich: Alles richtig gemacht!

Völs selbst ist ein nettes kleines Örtchen, das mit schönen Ausblicken in alle Richtungen belohnt. Besonders der Schlern, Südtirols wohl bekanntester Berg (so wird mir versichert), dominiert die Landschaft.

Schlossfräulein auf Schloss Prösels

Von Völs aus ist Schloss Prösels in wenigen Minuten zu erreichen. Die wildromatische Stammburg der Herren von Völs wurde erstmals im Jahr 1279 urkundlich erwähnt und vermutlich schon um 1200 errichtet.

Besonders beeindruckt mich die riesige Scheune neben dem Schloss, die von buntem Herbstlaub eingerahmt wird. Sie hat wohl früher als Lagerraum oder Geställe für das Schloss gedient. Leider steht sie auf Privatgrund und ich traue mich nicht, durch das riesige Scheunentor zu spitzeln…

Aber warum ist sie eigentlich nach Südtirol gefahren, fragst du dich jetzt. Wohl wissend, dass fast immer auch ein kulinarisches Motiv hinter meiner Reiseplanung steckt. Und ja: Du bist schlau! Herbst ist Törggelen-Zeit in Südtirol. Traditionell als Erntefeier etabliert, bei der die Nachbarn sich gegenseitig mit den geernteten und geschlachteten Köstlichkeiten verwöhnten, findet das Törggelen heutzutage in sogenannten „Buschenschenken“ statt. Hier servieren Landwirte ihre eigenen, regionalen Erzeugnisse in urigen Holz-Stuben oder unter freiem Himmel. Quasi eine Art temporäre Wohnzimmerkneipe. Mal mehr, mal weniger kommerzialisiert.

Alphorn-Romantik und Törggelen

Und weil der Magen vom Schlossfräulein spielen so langsam knurrt, geht es Richtung Völser Aicha zum Innerperskoler Hof. Und was finde ich da? Ein Alphornbläser-Quintett, das dort selbst törggelt und – wie es der Zufall an einem ordinären Dienstagnachmittag will – die wenigen Gäste der Buschenschenke erfreut. Jackpot!

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Nachdem die passende Tonspur gesichert ist, geht es zum eigentlichen Highlight des Tages über: dem Törggelen-Menü. Das geht los mit sogenannten Schlutzkrapfen (gefüllte Teigtaschen mit Spinat) und einem Gemüse-Knödel. Das alles mit gebräunter Butter übergossen und geriebenem Parmesan bestreut. Herrlich!

Dazu gibt es neuen Wein (einmal und bitte nicht wieder, das Zeug schmeckt furchtbar nach vermufftem Keller). Als Hauptgang gibt es einen Teller mit Sauerkraut, Speckknödel, Wurst, Rippchen, Surfleisch und dazu frischen Meerrettich. Interessant zu probieren und auch lecker, wenngleich es nicht so ganz meins ist. Aber alles einmal zu probieren mir ja das Wichtigste!

Zum Nachtisch gibt es einen Krapfen. Und ich stelle fest: Krapfen im süddeutschen Sinn sind nicht das Meine. Diese hauchdünnen Wunderwerke hingegen, gefüllt mit warmer hausgemachter Aprikosenmarmelade sind ein kleines Eckchen vom Himmel!

Und weil zum Törggelen das Wandern zwischen den Höfen einfach dazugehört ‒ und die Verdauung es auch für angeraten hält ‒ törggele ich mit dickem Bauch und zufrieden lächelnd im Sonnenschein vorbei an üppig mit Trauben behangenen Weinstöcken, genieße die Aussicht und den blauen Himmel. Im Wald finde ich sogar ein paar Esskastanien. Wie diese Dinger piksen! Immerhin die Hausherrin am nächsten Hof freut sich, als ich sie ihr schenke. Denn wegen fünf Kastanien mit dem Rösten anzufangen hätte sich vermutlich nicht rentiert…

Schönblick vom Tschafon

Weiter gehts zur Panoramaterrasse des Berggasthauses Schönblick, der recht weit oben am Tschafon gelegen ist. Hier sauge ich zusammen mit einem guten Tropfen Edelvernatsch (lecker!!) auch noch die letzten Sonnenstrahlen auf. Die Abendsonne taucht das Tal in ein weiches, verzaubertes Licht und laden zum Träumen ein.

Und wovon träume ich? Unter anderem von dieser Pizza mit Bresaola, Trüffelöl und Walnüssen, die es in Völs am Schlern als „Belohnung“ für einen erfolgreichen Reisetag zum Abendessen gibt.

Endlich etwas zu essen, mjamm! 😉

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