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Koh Chang – 11 1/2 Sehenswürdigkeiten an einem Tag

10 % weiße Traumstrände, 89 % Prozent Dschungel und 1 % Elefanten – das ist Koh Chang. Thailands zweitgrößte Insel gehört zu den eher ruhigen Urlaubsorten. Massentourismus à la Pattaya, Ko Samui oder Phuket ist hier nicht angesagt. Vor allem Aussteiger, Individualreisende und Langzeiturlauber verbringen hier ihre Winter. Auch wenn die Insel relativ groß ist, reicht ein Tagesausflug, um Dir einen Überblick zu verschaffen. In etwa 8 Stunden werde ich heute die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf Koh Chang erkunden. Kommst Du mit?

Private Tour mit Spezialeffekten

Kaum auf Koh Chang (oft auch: „Ko Chang“) angekommen, stehe ich schon an der Rezeption meines Hotels. (Übrigens nicht zu verwechseln mit der in der Provinz Ranong liegenden Insel Koh Chang auf der anderen Seite des Landes!) Ab Montag wird eine weitere Arbeitswoche voller SEO-Texte meine Aufmerksamkeit verlangen. Daher möchte ich den Sonntag nutzen, um mir einen Überblick über die Insel zu verschaffen. Und buche beim freundlichen jungen Rezeptionisten die typische Insel-Tagestour, die jede Hotelrezeption und jeder der zahlreichen Mini-Reisebüro-Stände auf Koh Chang anbietet.

Die Route ist immer die gleiche. Lediglich der Startpunkt (bei mir in Kai Bae Beach), Komfort des Fahrzeugs und (anscheinend) die Qualität der Führung unterscheiden sich. Grundsätzlich werden jedoch immer die gleichen Sehenswürdigkeiten angefahren.

Auf dieser Karte von Koh Chang sind ein paar der Sehenswürdigkeiten und wichtigsten Strände eingezeichnet.

Nachdem ich in Ayutthaya eine großartige Erfahrung mit meiner persönlichen Führerin Meaw gemacht habe, steht fest: Diesen Luxus gönne ich mir auch für meinen Sightseeing-Tag in Koh Chang. So buche ich eine private Tour im klimatisierten Fahrzeug für den Preis von 1.500 Bath (etwa 40,00 €).

„Yes, Sir!“ bestätigt der Rezeptionist meine Buchung und ich schmunzle in meinen (nicht vorhandenen) Bart hinein.

Wichtige Insider-Tipps, bevor es losgeht

Vor einer Sightseeing-Tour auf Koh Chang solltest Du folgende Dinge wissen und berücksichtigen:

  • Achte beim Buchen darauf, welche Art von Fahrzeug Dein Tour-Anbieter verwendet. Ich habe den Komfort im klimatisierten, geschlossenen Auto spätestens in der Nachmittagshitze sehr geschätzt.
  • Zieh unbedingt festes Schuhwerk an. Beim Klettern über Wurzeln, Staub und Steine bewährt sich für mich der Griff zum Turnschuh ganz schnell.
  • Denk dringend an Sonnenschutz! Auf dem Steg durch die Mangroven, am Strand und auf den Piers knallt die Sonne ganz schön runter. Ich bin sehr dankbar über meinen klitzekleinen Knirps, der nicht nur Regen, sondern auch Sonnenstrahlen abfängt. (Heute bleibt es allerdings bei letzteren.)
  • Nimm Badesachen mit zu den Wasserfällen. Ein Bad in den klaren und kühlen Wasserbecken der meisten Wasserfälle auf Koh Chang bietet bei der Hitze eine willkommene Abkühlung.

So, jetzt bist Du top ausgerüstet und es kann losgehen!

Mein Fahrer Vidura

Auf 9 Uhr habe ich den Start meiner Insel-Rundfahrt festgelegt – so bleibt morgens noch Zeit fürs Yoga, einen Morgenschwumm im Meer, ein leichtes Frühstück. 

Pünktlich um 9 steht dann auch Vidura in der Lobby und lächelt mich breit an. Der kleine, drahtige Thai mit dem Goldohrring und den verschmitzten Augen ist mein Fahrer für den heutigen Tag.

Mein Fahrer Vidura: er kann kein Englisch, ich kein Thai. Doch mit Händen, Füßen und gutem Willen klappt die Kommunikation ganz gut.

Doch schon in der Hotellobby stellt sich heraus: Vidura kann kein Wort Englisch. Mein Thailändisch besteht gerade mal aus „Hallo“, „Danke“ und „Macht nix.“ Und einen zusätzlichen Guide, der mir Dinge erklären kann, gibt es nicht.

Wer mich kennt weiß: Ich habe nicht das beste Pokerface. Emotionen kann man mir in der Regel 1:1 vom Gesicht ablesen. (Du kennst mich noch nicht? Dann lerne diesen Reiseblog doch erstmal kennen, erfahre wer hier schreibt – und entscheide dann, ob Du gemeinsam mit mir die Sehenswürdigkeiten von Koh Chang entdecken möchtest.)

Jedenfalls entgleist mir vor Enttäuschung erstmal das Gesicht, was für alle Anwesenden ganz deutlich zu erkennen ist. Vidura und ich haben also erstmal nicht den besten Start miteinander. Doch das gibt sich zum Glück im Laufe des Tages …

3, 2, 1 – Koh Chang, ich komme!

Im tiefgekühlten Auto setze ich erstmal meine Mütze auf und lege mir den Schal um die Schultern – beides sinnvolle Maßnahmen, um die Thailandreise nicht mit Schnupfen im Bett zu verbringen. Jetzt bin ich bereit fürs Sightseeing.

White Sand Beach-Aussichtspunkt

✪/✪✪✪✪✪ auf meiner Sehenswert-Skala

Kaum eingemummelt erreichen wir schon den ersten Stopp: der White Sand Beach-Aussichtspunkt. Also Mütze runter und mit elfenhafter Eleganz (*hust*) aus dem sehr hohen Auto hinausgeschlittert. Vidura schmunzelt (zu Recht!).

Dann stehe ich am Straßenrand. Irgendwo weit unten sehe ich das knallblaue Meer und kann sogar ein Eckchen vom berühmtesten Strand auf Koh Chang erahnen, dem White Sand Beach. Ähm ja, der Ausblick ist etwas zugewuchert. Etwas unterwältigt denke ich mir: Wenn das eine Sehenswürdigkeit sein soll, dann kann der Ausflug ja heiter werden. Zum Glück irre ich mich.

Etwas mau startet der Ausflugstag am White Sand Beach-Aussichtspunkt.

Trotzdem stelle ich mich Vidura nochmal förmlich vor, frage ihn nach seinem Namen und versuche, mein verlorenes Gesicht von heute Morgen wieder zu retten. Schließlich war meine Erstreaktion ihm gegenüber ganz schön unhöflich. Mit einem etwas breiteren Lächeln hält er mir die Autotüre auf (was eventuell auch daran liegen kann, dass ich mir beim Einsteigen prompt den Kopf anrumple – vermutlich bin ich für ihn ziemlich unterhaltsam. Autsch!).

Schnuckelig: Der Chao Por Koh Chang-Schrein

✪✪/✪✪✪✪✪ auf meiner Sehenswert-Skala

Am nächsten Halt erwartet uns die erste „richtige“ Sehenswürdigkeit: Der Koh Chang-Schrein ist ein hübscher buddhistischer Schrein im chinesischen Stil. Klar, im Vergleich zu Bangkoks prächtigen Tempeln wirkt er klein und bescheiden. Niedlich finde ich jedoch, dass zahlreiche Elefanten das Tempelbild prägen. Hier wird klar, welche Bedeutung Elefanten wohl in der Geschichte der Insel haben. Doch dazu später mehr.

Reich verzierter Altar im Chao Por Koh Chang-Schrein im chinesischen Stil.
Zwei gläubige Buddhisten beten im Koh Chang-Schrein.
Elefantenstatue im Koh Chang-Schrein – Herzig, oder?

Heeeeey, ab in den Süden

Diesmal dauert unsere Fahrt etwas länger. Vorbei an einsamen weißen Stränden kurven wir durchs ärmliche Hinterland mit einfachen Wohnhütten und unzähligen Kautschuk-Plantagen. Oh Freude, nach 15 Minuten mit Wollmütze entdecke ich, dass ich die Klimaanlage auf dem Rücksitz einfach ausstellen kann. Juhu!

Malerisches Fischerdorf Pak Khlong Khok Royal Bridge

✪✪✪/✪✪✪✪✪ auf meiner Sehenswert-Skala

Unser nächster Halt liegt im Südosten von Koh Chang: die Pak Khlong Khok Royal Bridge. Königlich? Ist an diesem Fischerdörfchen auf hölzernen Stelzen augenscheinlich nichts. Hübsch, friedlich, ursprünglich? Oh ja, das schon!

Vidura erklärt mir mit Händen und Füßen die Konstruktionen, mit denen die Fischer hier vor Ort angeln. Wenn ich ihn richtig verstehe, werfen sie diese länglichen Käfig-Dinger ins Wasser. Ob sie die Netze dann drin lassen und auf Fische warten oder ob sie sie hinter ihrem Boot herschleppen? Vermutlich werde ich es nie wissen. Malerisch ist dieser Stopp jedoch allemal. Er lädt ein zum aufs Wasser gucken und tagträumen.

Heute jedoch nicht. Vidura ist nämlich von der zackigen Sorte. Also ab, zurück ins Auto und auf zum nächsten Stopp.

Schild am Eingang zum Fischerdorf Pak Khlong Khok
Häuser im Fischerdorf Pak Khlong Khok Koh Chang
Wie genau die Fischer diese Konstruktionen verwenden, ist mir nicht ganz klar. Deswegen bin ich wohl Texterin und keine Fischerin …

Zauberhafter Wat Salak Phet-Tempel

✪✪✪/✪✪✪✪✪ auf meiner Sehenswert-Skala

Das Inselheiligtum von Koh Chang ist die wichtigste kulturelle Sehenswürdigkeit der Insel. Ganz klar, dass die Einwohner stolz darauf sind: der reich verzierte Tempel bezaubert rundum mit üppig verzierten Statuen, kleinen Schreinen und seiner bunten Fassade. 

Trotz inzwischen 30 Grad Aussentemperatur lasse ich es mir nicht nehmen und laufe einmal komplett um Wat Salak Phet herum. (Vage höre ich eine warnende Stimme in meinem inneren Ohr, die mich vor Schlangen und Getier im Unterholz warnt. Doch alles geht gut – den geschlossenen Schuhen sei Dank.)

Der Tempel Wat Salak Peth auf Koh Chang von außen.
Üppig, bunt-golden verzierte Statue umgeben den Wat Salak Peth-Tempel.

Zurück im Auto führt unser Weg vorbei an Teichen, in denen Dieselmotoren eine Reihe an Propellern antreiben. Ich beobachte das Spektakel und frage Vidura mit Händen und Füßen, was das ist. Vielleicht eine Fischzucht? „Shrimps“ deutet er mir, die nach Bangkok verkauft werden. Später erfahre ich, dass die komischen Propeller für die Sauerstoffzufuhr der Tiere zuständig sind. Jetzt weiß ich auch, warum Shrimps auf Koh Chang so unglaublich saftig und lecker sind!

Auf der (rosa)roten Brücke durch den Mangrovenwald

✪✪✪✪/✪✪✪✪✪ auf meiner Sehenswert-Skala

Ganz im Süden von Koh Chang liegen großflächige Mangrovenwälder. Durch einen Teil führt ein hölzerner Steg, der wohl mal rot angestrichen war: the Red Bridge Walkway. Inzwischen ist der Lack ein wenig ab und zu einem charmanten rosa verbleicht. 

Immerhin hat der Holzweg noch die meisten Latten (Wobei ich Dir empfehlen kann, trotzdem nicht blind mit dem Smartphone darauf zu laufen. Er hat durchaus seine Lücken. Etwas weniger, als der auf Cayo Zapatillo II und etwas mehr, als der durchs Murnauer Moos.)

Mangrovenbäume wachsen teilweise quer über den Steg, wir klettern mal drüber, mal ducken wir uns darunter hindurch. Unser Weg zweigt ein paarmal ab und bildet einen perfekten Rundweg. Vidura und ich laufen erstmal bis zum Meer hinunter. Denn Mangroven wachsen dort, wo andere Bäume eingehen würden: im Salzwasser.

Mein Highlight liegt etwa auf halber Strecke: Von hier aus eröffnet sich ein 360°-Blick über das Grün der Mangroven bis hin zu den Hügeln in der Ferne. Von hier sind keine Spuren von Zivilisation oder Bebauung zu erspähen – wenn man mal vom rosaroten Steg absieht. Schonungslos knallt inzwischen die Mittagssonne auf den Mangrovenwald. Wie gut, dass ich meinen Knirps eingepackt habe: als Sonnenschirm statt Regenschirm spendet er wohltuenden Schatten.

Vidura zeigt mir, wie Mangroven sich vermehren: Ihre speerförmigen Samen fallen einfach vom Baum, bleiben im schlammigen Boden stecken und treiben hier direkt ihre Wurzeln in den schlammigen Boden. Ein faszinierendes Ökosystem!

Neben Mangroven wachsen auch Farne und andere salzwasser-resistente Pflanzen im schlammigen Morastboden.
Dieser (rosa-)rote Steg führt durch den Salak Phet Mangrovenwald auf Koh Chang.
Rote Blüten sind willkommende Farbklekse im grünen Meer des Mangrovenwalds.
So sehen Mangroven-Samen aus!
Mein Fahrer Vidura zeigt, wie Mangrovensamen aussehen.
Regenschirm? Nö, Sonnenschirm! Hilft prima gegen die Mittagshitze im Mangrovenwald.

Der Baan Salak Peth-Pier

✪✪✪✪/✪✪✪✪✪ auf meiner Sehenswert-Skala

Auf gewundenen Straßen wurstelt sich unser Allrad-Fahrzeug durchs Koh Chang’sche Hinterland und wenig später biegen wir ab auf einen schmalen, sehr schmalen, wirklich seeeehr schmalen Steg. Eigentlich dachte ich, wir halten an und laufen einfach darauf vor. Aber Vidura manövriert sein Vehikel gekonnt bis ganz nach vorne zum kleinen Leuchtturm.

Der Baan Salak Peth-Pier ist ein Bootsanleger für quietschbunte Fischerboote ebenso wie für Ausflugsboote. In seiner Mitte steht ein kleiner, weißer Leuchtturm. Nachdem Vidura mir signalisiert, dass ich der Aufstieg sicher sei, erklimme ich mit wenigen Schritten die schmale Wendeltreppe im Inneren. Von oben ist deutlich das zugehörige Fischerdorf am Ufer zu erkennen und ich kann bis zu den Mangrovenwäldern am gegenüberliegenden Ufer hinausblicken. Solche Perspektivwechsel liebe ich!

Ganz schön schmal kommt mir das Pier vor. Meinen Fahrer Vidura beeindruckt das wenig und er fährt bis ganz nach vorne zum Leuchtturm.
Leuchtturm und Fischerboote auf dem Baan Salak Peth-Pier
Rostiger Anker auf diesem bunten Fischerboot auf Koh Chang.
Vom Leuchtturm oben auf dem Baan Salak Peth-Pier hast Du einen wunderbaren Blick auf Fischerboote und die umliegenden Mangrovenwälder.

Meine Highlights: die Wasserfälle auf Koh Chang

Nach dem Mittagessen in einem ruhigen Restaurant am Wasser – Vidura sitzt an seinem Tisch, ich bekomme einen eigenen, außer uns sind keine anderen Gäste anwesend – fahren wir weiter. Inzwischen ist es unfassbar heiß geworden. 30+ Grad zaubern sogar auf meine hitzeliebende Stirn ein paar Schweißperlen. Ich bin dankbar, dass ich ein Kopftuch, SPF 50-Sonnencreme und viiiiiiiiiiiiel Wasser eingepackt habe!

So erfrischend: Der Than Mayom-Wasserfall

✪✪✪✪/✪✪✪✪✪ auf meiner Sehenswert-Skala

Perfekt, dass unsere nächste Sehenswürdigkeit auf Koh Chang ein Wasserfall ist. Der Than Mayom Waterfall im Osten der Insel liegt im Mu Koh Chang-Nationalpark. Um zum Wasserfall zu gelangen, kaufe ich an einer Hütte ein Eintrittsticket für 200 Bath (ca. 5,50 €) – als Einheimischer kommt Vidura kostenlos rein.

Und schon flitzt er mir in zackigem Tempo voraus. In Flipflops! Etwa 15-20 Minuten laufen wir über Stock, Stein und Wurzelwerk. Ich bin so froh über meine Turnschuhe! Obwohl ich meine Augen fast nur am Boden behalte, stolpere ich doch 1-2 mal. Daher drossle ich irgendwann meine Laufgeschwindigkeit. Ist ja nicht so, als ob ich mich auf einem einspurigen Dschungelpfad verirren könnte …

Das Rauschen des Wasserfalls schon im Ohr überqueren wir einen etwa 10 Meter breiten Fluss: mit einem Seil in der Hand hüpfen wir von Stein zu Stein. Ein wenig nach Abenteuer fühlt sich das schon an.

Dann stehen wir vor dem Wasserfall. Ähm, wir können ihn zumindest hören. Von hier unten sehe ich allerdings nur eine Handvoll natürliche Schwimmbecken. Mit einer Körpertemperatur von inzwischen kurz unter dem Siedepunkt werfe ich mich ruck-zuck in den Bikini und plantsche ab ins Becken. Vidura wartet derweil im Schatten auf mich, tippelt auf seinem Telefon und wehrt gedankenverloren Fliegen ab.

Durch drei kleine Becken schwimme und klettere ich (Achtung, rutschig!) bis ich vor dem Than Mayom-Wasserfall stehe. Etwa 10 Meter fällt er in ein tiefes, grün-schimmerndes Wasserbecken. Ehrensache, dass ich da reinhüpfe. Dieser Wasserfall ist mehr zum Fühlen, als zum Gucken. Ich finde ihn einfach herrlich erfrischend!

Kai Bae-Aussichtspunkt

✪✪✪✪/✪✪✪✪✪ auf meiner Sehenswert-Skala

Auf dem Weg von der Ost- zurück zur Westseite fahren wir wieder über den Süden. Bisher führt die Inselstraße noch nicht komplett um die Insel herum. Entsprechend nehmen Reisende bei einer Inseltour längere Fahrtwege in Kauf, um von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu kommen.

Südwestlich vom Ort Kai Bae werden die Straßen abenteuerlich: nicht nur kurvig, sondern auch noch hügelig, steil UND schmal. Obwohl Vidura umsichtig fährt, ist mein Magen nur so halb begeistert von dieser Straßenführung. So bin ich über jeden Halt froh, an dem ich aus dem Auto schliddern darf (ja, meine Ausstiege werden etwas eleganter, allerdings nicht sehr).

Und so freue ich mich enorm, am Kai Bae-Aussichtspunkt auszusteigen. Dort steht ein lustiger, roter Briefkasten der aussieht, wie eine Rakete. (Allerdings ist er nicht mehr in Betrieb und so werfe ich meine Postkarten in einen normalen Postkasten.) Von dort oben bietet sich ein atemberaubender Weitblick auf den Golf von Thailand und die vorgelagerte Mini-Insel Koh Ma Nai. Ich atme nochmal tief die würzige Meerluft ein, bevor es zurück geht auf die Gruselstraße.

Sehenswert: Der Khlong Phlu-Wasserfall

✪✪✪✪✪/✪✪✪✪✪ auf meiner Sehenswert-Skala

Was Vidura an Sprachkenntnissen fehlt, macht er durch Höflichkeit, Bemühtheit und Geschwindigkeit wett: ich habe nun etwa 70 Fotos von meinem Fahrer auf meinem Telefon. Denn anstatt aus dem Weg zu gehen oder hinter mir zu laufen, ist er immer einen Schritt vor mir. Während ich fotografiere, posiert er stolz und mit breitem Lächeln. Und so bekommt er eben die Star-Rolle in diesem Blogpost.

Genau so handhabt er es auch auf dem Weg zum Khlong Phlu Waterfall im Westen von Koh Chang. Dieser Wasserfall ist ebenfalls Teil des Nationalparks. Entsprechend gilt das Tagesticket für beide Sehenswürdigkeiten.

Ein etwa 600 Meter langer Wurzelweg durch den Dschungel (inklusive Lianen und zum Glück weiterhin ohne Schlangen-Sichtung) bringt uns nach 15 Minuten zum Wasserfall. Obwohl ich gefühlt kurz vor dem Hitzschlag stehe, gehen mir hier die Augen über: 

Trotz Trockenzeit im Februar fällt der Wasserfall etwa 30 Meter hinab in ein tiefes Becken. In der hinteren Hälfte des Beckens wird das erfrischende Wasser so tief, dass ich nicht mehr sehen kann, wohin ich schwimme. Ganz vorsichtig plantsche ich bis ganz nach hinten, wo das Wasser herunterfällt.

Bevor ich wieder hinaus in die trockene Hitze steige, setze ich mich noch ein paar Minuten ins seichte Wasser. Im bräunlich-klaren Nass schwimmen zahlreiche Fische, die sichtbar an Touristen gewöhnt sind: Die bis zu 60 Zentimeter langen Tiere sind ziemlich zutraulich.

Wie zutraulich merke ich, als ich gedankenverloren auf den Wasserfall schaue – und es auf einmal kräftig „Stups“ an meinem Oberarm macht. Mit einem kleinen Schrei hüpfe ich aus dem Wasser, bis ich merke: Das war ja nur ein Fisch. Puh.

Bang Bao-Markt und -Pier

✪✪✪✪✪/✪✪✪✪✪ auf meiner Sehenswert-Skala

Ich sag’s Dir wie es ist: Dieser vorletzte Stopp ist einer meiner Favoriten. Du ahnst schon, wieso: Es gibt Essen! Man kann Shoppen! Und tolle Fotos machen!

Bang Bao-Markt – lecker und lustig und spannend

Bang Bao-Pier ist ein laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanger Steg. 350 Meter ragt er hinein ins Meer. Die ersten 150 Meter sind gesäumt von einem Markt. An dicht gedrängten Verkaufsständen werden Mitbringsel, Leckereien und allerlei lebendiges und totes Meeresgetier zum Verkauf angeboten. Etwas schmunzeln muss ich über die hölzernen Phallusse, die hier an jedem zweiten Stand angeboten werden. In allen Größen. Ich bin langweilig und kaufe mir stattdessen lieber einen Ring.

Dann zieht mich meine Nase wie magisch an einen Stand, an dem kleine Kokos-Pfannkuchen-Kugeln feilgeboten werden. Ihr Wohlgeruch trügt nicht: außen knusprig, innen flüssig sind sie einfach unfassbar lecker!

Keine Ahnung, was das ist. Mini-Kokos-Pfannkuchen? Witzigerweise gefüllt mit ein paar Schnipseln Schnittlauch. Hauptsache sie sind lecker!

Aus diesem Grund habe ich auch keine Fotos vom Markt gemacht. Ich schlimme schlimme Reisebloggerin … Was soll ich sagen? Meine Augen und mein Magen haben mich abgelenkt.

Vom Hauptpier aus zweigen zahlreiche Seitenstege ab. Während Vidura im Stechschritt geradeaus weitersaust, traue ich mich einfach und schleiche ein wenig ab vom Schuss. Mich interessiert das Fischerdorf hinter der Touristen-Fassade, das Leben im Meer auf Stelzen. Was ich dort finde sind ärmliche Hütten, chaotische Ansammlungen von Schrott und Brauchbarem, Müll, der im Wasser treibt und bunte Wäsche, flatternd im Wind.

Verkehrsknotenpunkt Bang Bao-Pier

Vorbei an den Verkaufsständen öffnet sich nun der Blick aufs Meer. Links fischen Kinder aus einem Boot heraus, hüpfen ins Wasser, spielen mit Bällen. Rechts liegen zahlreiche Ausflugsboote, die Schnorchler und Taucher hinaus zum Meeres-Nationalpark im Golf von Thailand befördern.

Ganz am Ende des Bang Bao-Pier steht ein rot-weißer Leuchtturm, im milden Nachmittagslicht ein herrliches Fotomotiv. Hier treffe ich übrigens auch wieder auf Vidura, der sich fröhlich winkend in Szene setzt.

Bunte Häuser zieren den Steg von Bang Bao
Ärmlich und doch irgendwie charmant wohnen die Fischer am Bung Bao-Pier.
Mein Fahrer Vidura, setzt sich fröhlich winkend am Leuchtturm des Bung Bao-Pier in Szene.

Charmanter Khlong Kloi-Beach

✪✪✪✪/✪✪✪✪✪ auf meiner Sehenswert-Skala

Unser letzter Stopp ist der Strand von Khlong Kloi. Arg viel weiter geht die Straße im Südwesten von Koh Chang auch gar nicht mehr. Mit blosen Füßen laufe ich den paradiesisch gelben Sandstrand entlang. In Gedanken lasse ich diesen langen Ausflugstag Revue passieren, während ich Familien beim Baden, Spielen, Faulenzen zusehe.

Himmlisch: Nach einem Tag voller Sehenswürdigkeiten am Khlong Kloi-Strand unter Bäumen zu chillen!

11 ½ Ach ja, die Sache mit den Elefanten auf Koh Chang

Vielleicht hast Du mitgezählt und bist auf 11 Sehenswürdigkeiten gekommen, die wir heute auf Koh Chang besucht haben. Nun zur halben. Halb deswegen, weil ich sie ganz bewusst NICHT besucht habe.

Auf Koh Chang gibt es derzeit sechs Elefantencamps. Koh Chang ist somit DIE Elefanteninsel von Thailand. Elefanten-Tourismus ist für die Inselbewohner also eine lukrative Einnahmequelle. In diesen Camps werden Elefanten schon als kleine Babys von Elefantenführern, den sogenannten Mahuts, dressiert. Früh wird ihr Wille gebrochen, indem ihnen Schlaf, Futter und Wasser entzogen wird. Außerdem werden sie mit spitzen Metallhaken geschlagen und fristen ihr Dasein oft an eisernen Ketten.

Täglich werden sie von Touristen geritten, obwohl ihre Wirbelsäule nicht dafür ausgelegt ist, um an dieser Stelle Gewicht zu tragen. Viele Urlauber, die diese Angebote nutzen, sind sich nicht darüber im Klaren, unter welch katastrophalen Lebensbedingungen diese Tiere leiden.

Elefanten ≠ Sehenswürdigkeit 

Ja. Es gibt bessere und schlimmere Elefantencamps. Doch es gibt keine Guten.

Ja. Elefanten sind unfassbar niedlich und mein inneres Kind ist fasziniert und verliebt.

Ja. Ich habe den kleinen grauen Riesen von Ferne beim Baden im Meer zugesehen. Und sie angehimmelt.

Nein. Ich kann nicht einfach wegsehen und das Leid dieser wundervollen Tiere unterstützen. Und für was? Für ein Foto, das ich Dir zeigen kann?

Ich finde, Tiere darf man nicht als Touristenattraktionen behandeln. Elefanten in Gefangenschaft sind keine Sehenswürdigkeit.

Fazit: Sehenswürdigkeiten auf Koh Chang

Auch wenn diese Inseltour vollgepackt ist mit Eindrücken, Geschmäckern und einem ethischen Elefanten-Dilemma, konnte ich mir heute einen super Eindruck von Koh Chang verschaffen. Solltest Du demnächst auf die Insel reisen, kann ich Dir diesen Tagesausflug absolut empfehlen. Er eignet sich prima als Grundlage und Überblick für Deine weiteren Erkundungen.

Warst Du auch schon hier? Wie hat es Dir gefallen und gibt es Deiner Meinung noch weitere Tipps und Sehenswürdigkeiten auf Koh Chang, die in diese Liste gehören?

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