Wie ich zum perfekten Hut komme, die Geheimnisse des Gofio erkunde, durch ein wahres Drago-Paradies wandere und schließlich in Las Tricias unterm Regenbogen mein Traumhaus finde ‒ all das und noch ein wenig mehr erfährst Du heute auf Komm mit nach wo anders.
In diesem Artikel:
Hilde und mein famoser Wanderhut
Im letzten Post hatte ich Dir ja schon angekündigt, dass ich einen maßgefertigten Hut von Schneiderinnenhand bekomme. Heute ist es endlich soweit: Nach der Kirche fahre ich Hilde nach Hause. Stolz präsentiert sie mir meinen neuen Hut: Er ist nicht nur nach ihrem eigenen Schnitt aus von mir ausgesuchten Stoffen handgenäht ‒ sondern auch noch ein Wendehut! Wie toll ist das denn?
Schnell näht sie mir noch einen kleinen Schmetterling an die hintere Naht ‒ und dann setze ich ihn auch schon gleich auf. Und nicht wieder ab.
Hilde bewirtet mich lieb mit selbstgemachten Schoko-Kokos-Dattelbällchen – sogenannte „bollas“ – und wir pflücken Orangen und Mandarinen von ihren Bäumchen vor dem Haus.
Wanderung in Las Tricias
Gestärkt von so viel palmerischem Lecker machen wir beide uns auf: Direkt an ihrem Häuschen in Las Tricias vorbei führt einer der schönsten Wanderwege auf La Palma. Und den zeigt sie mir dann auch liebevoll.
Vorbei an schnuckeligen Häusern führt der Weg am Rande des beeindruckenden Barranco Izcagua nahe Las Tricias entlang.
Der Gofio canario – eine kanarische Spezialität in Las Tricias
Ein ganzes Stück den Weg entlang taucht die alte Gofiomühle von Las Tricias am Horizont auf. Die Mühle thront weithin sichtbar über der vulkanischen Landschaft im Nordosten La Palmas. In der alten Mühle, die liebevoll in Stand gesetzt ist, findest Du das Gofiomuseum. So, es gibt für Gofio also ein Museum. Was aber ist Gofio denn eigentlich?
Also: Gofio ist ein Vollkornmehl, das aus verschiedenen Körnern und Hülsenfrüchten gewonnen wird. Je nach Region unterscheidet sich traditionell auch die Zusammensetzung des jeweiligen Gofio. Was den Gofio canario jedoch von anderen Mehlmischungen unterscheidet ist, dass er vor dem Verzehr geröstet wird. Gofio wird übrigens selten pur genossen, sondern in der Regel unter alle möglichen Lebensmittel untergerührt: beispielsweise Suppen, Eintöpfe, Ziegenkäse oder eine Art Porridge mit Honig und Mandeln.
Für die Urkanarier war Gofio ein Grundnahrungsmittel und noch heute ist es so gesund und lecker, dass es in 83% aller kanarischen Haushalte regelmäßig verwendet wird. Öffnungszeiten und weitere Infos zum Gofiomuseum findest Du auf der Website des Tourismusverbandes.
Ich steigere: Drago, Drachenbaum, Drachenbäume, Drachenbaumhain in Las Tricias
Während unserer Wanderung erklärt mir Hilde, dass Drachenbäume sehr sehr langsam wachsen. Dieser kleine Wutz hier mit seinem Meter Höhe ist „nur“ etwa 50 (!) Jahre (!!!) alt.
Mich setzt es ein klein wenig aufs Hinterteil, als ich das höre. Zumal, als wir wenige Meter weiter auf dieses Exemplar hier stoßen:
Und auch der hier ist mit seinen x-hundert Jahren auf dem Buckel nur eine Vorbereitung auf das, was uns entlang des Wanderwegen erwartet: nämlich ein ganzer Drachenbaumhain. Wow. Einfach nur wow.
Bei so vielen Dragos ‒ und so guter Gesellschaft ‒ vergesse ich ganz das „Drago!“ rufen. (Vielleicht ist das Spiel daher auch nur fürs Auto geeignet, weil die Dragos einen dort nicht hören können. Man blamiert sich also quasi nicht direkt.)
Inmitten der wundervollen Drachenbäume liegen auch immer wieder Häuschen ‒ und ein Café. Das Café Finca Aloe findest Du ziemlich genau auf halbem Weg der Wanderung.
Und wenn Dich dieser Ausblick allein noch nicht davon überzeugt, hier eine kurze Rast einzulegen, kann ich Dich vielleicht kulinarisch überzeugen: Frohmuts Kuchen, Smoothies und Gerichte stammen zum Großteil aus ihrem Garten oder sind bio und gesund und obendrein mega lecker.
Achtung: Gespräche mit Auswanderern können ansteckend wirken!
Während unserer Wanderung erzählt Hilde davon, wie sie ‒ kurz vor der Tschernobyl-Katastrophe ‒ über Formentera und Gomera nach La Palma ausgewandert ist. Mit immerhin 4 Kindern. Dass es schon mal 10 Jahre mindestens dauert, bis man von den Einheimischen als Palmera akzeptiert wird ‒ sie inzwischen aber völlig integriert ist. Und wie der Alltag auf der Isla Bonita so läuft: mit Schulsystem, Wocheneinkäufen, Reklame im Briefkasten, La Palmas Trinkwasser, Immobilien, dem Lieben Gott und was halt noch so alles zum Leben dazugehört.
Auf dem Rückweg betrachte ich die kleinen Häuschen, die hier an den herrlichsten Eckchen stehen, mit neuen Augen. Oftmals sind sie unbewohnt und herrenlos. Ich fühle mich in den Gedanken hinein, wie es wohl wäre, (zumindest einen Teil des Jahres) hier zu leben – und kann es mir erstmals vorstellen, an einem Urlaubsort temporäre Wurzeln zu schlagen.
Bis es soweit ist, texte ich erst noch ein wenig, denn für so ein Traumhäuschen auf La Palma braucht man ja doch irgendwie reales Geld – zumal, wenn man so wenig handwerkliche Ambitionen hat, wie ich. Träumen hingegen kostet nichts…
Auf der Heimfahrt erwischt mich – obwohl ich es gerne vermeiden wollte – die Dunkelheit. Ich mache aus der Not eine Tugend und genieße den Anblick der Sonne, die majestätisch hinter einem der berühmtesten Dragos von La Palma am Horizont versinkt. Hach…
Dir hat unsere Wanderung gefallen? Oder Du hast etwas entdeckt, was ich auf keinen Fall beim Wandern rund um Las Tricias verpassen sollte? Ich bin gespannt, was Du mir schreibst.
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